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Aktuelles

15.03.2024

Jahrestagung zum Austausch über Fragen des Transfers

„Transferversprechen einlösen - wie kann es gelingen?“ war der Titel der ersten Jahrestagung der Förderlinie „Sprachliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft“, die am 26.2.2024 an der Universität zu Köln stattfand. Teilnehmende aus allen 21 Verbund- und Einzelprojekten verfolgten die Keynote von Prof. Dr. Elmar Souvignier (Universität Münster) zum Thema „Transfer erfordert Dialog“. Er teilte seine Erfahrungen mit der Implementation eines evidenzbasierten Konzepts differenzierter Leseförderung in die schulische Praxis. Moritz Sahlender (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung DIE) stellte seine Ergebnisse zu den von ihm untersuchten Transferstrategien und -vorhaben der Projekte der Förderlinie vor. Am Nachmittag wurde in Workshops vertiefend zu Aspekten des Themas diskutiert. 

Zusammenfassung des Austauschs in den Arbeitsgruppen 

In den drei Arbeitsgruppen wurde der Austausch zu Themen des Transfers im Hinblick auf die Rolle von Netzwerken, Prioritäten und Ressourcenmangel sowie Tools für Interaktion und Feedback mit der Praxis vertieft. Dabei wurde eine Reihe unterschiedlicher Fragen diskutiert: Wie gelingt der Aufbau und Erhalt von Netzwerken? Wie können Materialien und Erkenntnisse über die Projektlaufzeiten hinaus in die Praxis transferiert werden? Wie ist der sinnvolle Einsatz der bereitgestellten Materialien zu gewährleisten? Wie kann mit dem oft berichteten Mangel an Ressourcen und vor allem der fehlenden Zeit für Transfertätigkeiten umgegangen werden? Wie gelingt die Gestaltung der Interaktion mit Praxispartnerinnen und -partnern und wie können Feedbacktools eingesetzt werden, um Austausch zu intensivieren? 

Herausforderungen

Dabei wurden arbeitsgruppenübergreifend verschiedene Herausforderungen adressiert. Diese betreffen zum einen den Zugang zu Netzwerken für die Gewinnung von Praxispartnerinnen und -partnern (z.B. Schulen) und zum anderen die Nutzung von Netzwerken für den Transfer von Erkenntnissen in die Praxis. Der Aufbau von Netzwerken ist zeitintensiv und geht oft über die angelegte Dauer der Projekte und die strukturellen Voraussetzungen der Institutionen hinaus. Dieser gestaltet sich vor allem hinsichtlich der Erreichung von Zielgruppen in besonderen Lebenslagen schwierig. Weiterhin zeigen die Erfahrungen, dass eine reine Dissemination von Material in und für die Praxis nicht ausreichend ist. Eine nachhaltige Nutzung des Materials in der Praxis braucht Begleitung durch Information, Beratung und im besten Fall durch Fortbildungen. Hierfür fehlt es an personellen und zeitlichen Ressourcen ebenso wie an einer zentralen öffentlich zugänglichen "Ablagestelle" für Lehr- und Lernmaterialien. 

Sowohl für Forschende als auch für die Praxis stellt dieser Ressourcenmangel eine große Herausforderung dar. Ähnlich wie “gute Lehre” spielen Transfertätigkeiten für Forschende bisher oft eine untergeordnete Rolle. Darüber hinaus fehlen Mittel und Strukturen, die es der Wissenschaft erleichtern, Transfer institutionell verankert langfristig zu begleiten. Sowohl auf Seiten der Forschung als auch auf Seiten der Praxis wurde die geringe Incentivierung als Herausforderung angesprochen, mit der oftmals für beide Seiten unzureichende Wertschätzung für Transferaktivitäten verbunden sind. 

Eine weitere Herausforderung betrifft die Interaktion zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf der einen Seite und Praxispartnerinnen und -partnern auf der anderen Seite besonders unter dem Aspekt der Gestaltung durchlässiger Kommunikation. Besonders komplex gestaltet sich dabei die Passung zwischen intensiver Partizipation der Praxis einerseits und der Wahrung forschungsleitender Gütekriterien anderseits. 

Lösungsansätze

In den Arbeitsgruppen wurden vielfältige Lösungsansätze diskutiert. Eine Chance zur langfristigen Erhaltung des Materials und der Sicherung des "richtigen" Einsatzes stellt der Aufbau von Schul-Forschungs-Netzwerken und/oder langfristigen Partnerschaften zwischen Universitäten und Praxiseinrichtungen dar, in denen andauernder Austausch geschaffen und Transfer zwischen Forschung und Praxis erleichtert werden kann. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Erkenntnisse und Materialien in die Hochschullehre, die Weiterbildungsangebote der Länder oder Angebote kommerzieller Institute (oder Verlage) einzubinden. Vielversprechend erscheint ferner, die für Qualitätssicherung und Fortbildung zuständigen Landesinstitute sowie die Lehramtsausbildung stärker für die Ausbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu nutzen.

Um Transferaktivitäten seitens der wissenschaftlichen Mitarbeitenden attraktiver zu gestalten, empfehlen die Beteiligten, die Transfertätigkeiten in den Fokus der eigenen wissenschaftlich-empirischen Fragestellungen zu stellen. Hierdurch ergeben sich Publikationsmöglichkeiten, die wissenschaftlich honoriert werden und zur Spezialisierung im Bereich Transfer beitragen. Zudem scheinen verfügbare Ressourcen zur Unterstützung von Transferaktivitäten noch nicht hinreichend ausgeschöpft worden zu sein. Dies betrifft z.B. die Möglichkeit, bei BMBF-geförderten Forschungsprojekten zusätzliche Mittel für Transferaktivitäten, etwa als konstituierende Phase zu Projektbeginn zu beantragen bzw. eine längere Laufzeit damit zu begründen. Möglicherweise könnte dies in weiteren Bekanntmachungen von Förderlinien noch deutlicher herausgestellt werden.

Die Beteiligung durch die Praxisakteurinnen und -akteure wird in vielen Projekten als sehr intensiv wahrgenommen. Besonders in den Bereichen, in denen wenige Förderkonzepte und Materialien vorliegen, ist der Bedarf sehr hoch. Um nachhaltig die Partizipation durch die Praxis zu gewährleisten und wertzuschätzen, könnten Incentives, zum Teil auch schon durch kleinere Anreize, förderlich sein. Positive Erfahrungen wurden mit Angeboten von “exklusiven” Workshops/Inputs und Informationsmaterialien zu sprachlicher Bildung für die an Forschungsprojekten beteiligten Schulen gemacht. 

Hinsichtlich der Gestaltung von Interaktion und Feedback mit Akteurinnen und Akteuren der Praxis haben die Arbeitsgruppen die große Bedeutung des persönlichen Kontakts in Präsenzformaten herausgestellt. Für Transfervorhaben bietet es sich dabei an, an bestehenden Strukturen der Einrichtungen (z.B. Arbeitsgemeinschaften oder Gruppen, die zum jeweiligen Thema arbeiten) anzuknüpfen. Ebenfalls zielführend für die Gestaltung erfolgreicher Interaktionen sind die frühzeitige Abfrage der Erwartungen und Bedarfe der Praxispartnerinnen und -partner und die aktive Beteiligung sowohl der Einrichtungsleitung als auch der wissenschaftlichen Studienleitung in den Transferaktivitäten. Für das Einholen von direktem Feedback haben sich Logbücher (digital und in Papierformat) und digitale Rückmeldebögen für Fachkräfte als hilfreich erwiesen. 

Wie kann das Metavorhaben unterstützen?

Im Rahmen der Arbeitsgruppen wurden Ideen diskutiert, wie das Metavorhaben die Projekte bei ihren Transferbemühungen unterstützen kann. Erstens wurden dabei Workshopreihen im Rahmen des Metavorhabens genannt, die zur Erhaltung und Verbreitung des von den Projekten erarbeiteten Materials beitragen könnten. Zweitens wurde der Wunsch geäußert, dass das Metavorhaben eine zentrale Sammelstelle für Material anbieten könnte, ähnlich dem inhaltlich übergeordneten DLR-Themenfinder. Drittens wünschen sich die AG-Teilnehmenden Empfehlungen zu weiteren Interaktionstools und Plattformen, u.a. hinsichtlich der Frage, welche Anbieter aus datenschutzrechtlicher Sicht unbedenklich sind.

 

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